Johann und seine Burgen voller Freude

Der Graf von Luxemburg hat um 1340 an drei Stellen in der Region mit Bauwerken seine Macht dokumentiert

(Artikel in der regionalen Tageszeitung "Trierischer Volksfreund" vom 26 Juli 2023) 

􏰾Neroth/Freudenburg. Von einem Freudenhaus ist in Literatur und Musik öfter die Rede. Doch was sind Freudenburgen? Sie haben nichts mit Erotik zu tun, wohl aber mit Johann von Luxemburg, der am 10. August 1296 zur Welt kam und Graf von Luxemburg wurde. Gleichzeitig war er von 1311 bis 1346 auch König von Böhmen (heute Tschechische Republik), wo er als Jan Lucem- burský bekannt ist. Der Monarch wurde „Johann der Blinde“ genannt, weil er mit 44 Jahren seine Sehkraft komplett verlor. Da sein Herrschaftsgebiet einst sowohl tief in den heutigen Landkreis Vulkaneifel als auch in den Saarburger Raum hineinreichte, ließ er Burgen erbauen. Sein Ziel: Das Territorium schützen vor seinem eroberungssüchtigen Trierer Onkel, dem Erzbischof und Kurfürsten Balduin. Zugleich konnte er so anderen weltlichen oder geistlichen Herrschern gegenüber seine Macht dokumentieren. Den Gebäuden gab Johann schmückende Namen, die mit „Freude“ anfingen.

So entstanden um 1340 drei Burgen: Freudenkoppe – „Castrum Froudenkube“ – bei Neroth (Landkreis Vulkaneifel), Freudenstein – „Castrum Vrecumstein“ – am Fluss Lieser und Freudenburg – „Freyding“ – in der gleichnamigen Ortsgemeinde bei Saarburg. Der König hat mit Sicherheit nie diese Freudenburgen bewohnt. Zur Bewachung und Verwaltung setzte er Burgmannen ein. Der blinde Herrscher erfreute sich auch nicht lange an seinen neuerbauten Burgen, denn er fiel am 26. August 1346 als Verbündeter Frankreichs in der Schlacht bei Crécy. Sohn Karl trat das Erbe an. Im selben Jahr wurde er als Karl V. zum römischen König und deutschen Kaiser gewählt.

Nunmehr hatte er andere Aufgaben, als nur sein ererbtes luxemburgisches Territorium zu schützen. Das Interesse an seinen Freudenburgen erlosch. Darum verkaufte Kaiser Karl alle kurzerhand an seinen Trierer Großonkel, Erzbischof Balduin. Dieser triumphierte: Sein Kurstaat war beträchtlich erweitert, seine Macht gesteigert. Gerade die Nerother und Brockscheider Burgen konnte er besonders gut gebrauchen. Sie lagen nahe bei Daun, dessen Burg und Amt er später gewaltsam in seinen Besitz brachte. Burg Freudenkoppe auf dem 647 Meter hohen Nerother Kopf, im Volksmund stets „Nerother Burg“ genannt, wurde 1460 das letzte Mal erwähnt. Sie wird demnach aufgegeben worden sein. 1689 zerstörten sie die Franzosen. Umschlossen war das Burgplateau an drei Seiten von einem Trockengraben. Die vierte Seite ist heute begrenzt durch eine große Mühlsteinhöhle, die zurzeit aus Sicherheitsgründen für Besucher nicht zugänglich ist. (...) 1980 wurden die Höhle, der Turm und das Burghaus als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt und danach fachmännisch renoviert. Von der eigentlichen Burg sind nur noch geringe Mauerreste erhalten. Vom außerhalb errichteten Burghaus stehen jedoch noch beeindruckende Seitenmauern. Die sagenumwobene Ruine Freudenkoppe ist frei zugänglich.

Wenige Kilometer von Neroth entfernt sind im Tal der Lieser kümmerliche, von Moos überwucherte Fundamentreste der Burg Freudenstein zu entdecken. Sie liegen unterhalb des Glockengießerdorfs Brockscheid (Kreis Vulkaneifel). Zwischen 1348 und 1353 wurde sie von Kurfürst Balduin zerstört und abgetragen, der sie gekauft hatte. Er lag damals im Streit mit den Herren von Manderscheid und wollte auf keinen Fall, dass die Burg in deren Besitz gelangte.

Im Volksmund wird sie „Geisenburg“ genannt – vermutlich abgeleitet von einer Quelle, die sich auf dem Burggelände befand. Sie lieferte bis ins 20. Jahrhundert hinein Trinkwasser für die nahe gelegene Geisenbrunner Mühle im Liesertal. Wanderer erinnern neben einer Informationstafel nur noch die Reste der Grundmauern an einen ehemals starken Stützpunkt. Der Hügel fällt extrem steil ins Tal ab.

Mit die eindrucksvollsten Ruinenreste zeigt die Freudenburg auf dem Saargau. Diese ehemalige Spornburg steht auf der Spitze eines mächtigen Sandsteinfelsens und ist durch einen künstlich angelegten Burggraben vom Dorf getrennt, dem einzigen Zugang zu diesem Bauwerk. Wie ihre „Geschwisterburgen“ hat diese Feste „Freyding“ von 1330 bis 1337 König Johann als Schutzburg gegen die Expansionsbemühungen des Kurfürsten Balduin erbaut. Sie diente auch dazu, die Heerstraße Trier – Metz zu beherrschen.

Nachdem die Burg aufgegeben worden und im 15. Jahrhundert verfallen war, kam sie 1589 an die Trierer Reichsabtei St. Maximin. Abt Reiner Biewer ließ sie restaurieren und mit einem neuen Palas ver- sehen. 1646 hat sie Philipp Chris- toph von Sötern im Streit zwischen der Abtei und dem Kurfürstentum Trier besetzt und zerstört. Heute gehören die Reste der Gemeinde Freudenburg, die sie mehrmals grundlegend sichern ließ. Auch hier lohnt es sich, das noch vorhandene Burgtor, die frei zugänglichen Reste eines dreigeschossigen Bruchsteinbaus und die eines Palas mit seinen gotischen Tür- und Fensterstürzen zu besichtigen.